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Tantra und Literatur

Bücher können ergänzende Bausteine des tantrischen Weges sein. Du kannst aber auch gerne darauf verzichten. Insbesondere die Beschäftigung mit Tantrabüchern kann manchmal sogar ein Hindernis auf dem tantrischen Weg sein. Denn Tantra erschliesst sich durch Erfahrung. Tantrapraxis bedeutet Üben, Umsetzen, Scheitern und Wieder-von-Neuem-versuchen. Es ist Praxis begleitet von einer konsequenten Beobachtung des eigenen Lebens. Kompromisse werden erkannt und aus dem Weg geräumt.

Ein Tantrabuch zu lesen ist ähnlich der Erfahrung, einen Reiseführer über Indien zu studieren. Je mehr Du liest, um so mehr hast Du das Gefühl, Indien zu kennen. Du kannst sogar ganz Indien mit dem Finger auf der Landkarte bereisen und Dir einzelne Strassen bei Google Maps ansehen. Wie Du Dich fühlen wirst, wenn Du dort mitten auf der Strasse stehst, wirst Du erst erfahren, wenn Du auf der Strasse stehst.

Auch Romane scheinen Dich mitten ins Leben zu holen, Der künstlerische Unterhaltungswert und die literarische Qualität mancher Tantra-Romane ist nicht zu unterschätzen. Wir begleiten in unserer Vorstellung die Romanfigur in ihren Beschreibungen ihres Weges und identifizieren uns möglicherweise mit den Protagonisten. Nehmen wir als Beispiel Daniel Odiers Bestseller „Tantra. Eintauchen in die absolute Liebe“, in dem es um seine Lehrzeit bei einer Yogini im Himalaya geht. Vermutlich werden tausende von Lesern –ich schliesse mich da ein- sich nach dieser beeindruckenden Lektüre gefragt haben, wo sie so eine Meisterin wohl würden finden können. Aber selbst, wenn Odier Lalita nicht ge-, sondern erfunden haben sollte, und sie somit in ihm selber zu finden wäre – es ist nicht weiter wichtig, dieser Frage nachzugehen, wie ich am Besten zu einer Meisterin oder einem Meister komme und ob ich nun in den Himalaya reisen sollte oder nicht. Es ist eher der Frage nachzugehen, wie ich ein Buch lese, wenn ich es schon lese. Denn eine Idealisierung eines von anderen beschriebenen Weges hilft auf dem eigenen Weg nicht einen Schritt weiter und kann durchaus von dem ablenken, was für einen selber gerade zu tun ist.

Auch tantrische oder psychologische Sachbücher sind kein Ersatz für die eigene Erfahrung. Unterstützend auf dem tantrischen Weg können aber z.B. durchaus Lehrer sein, die selber Erfahrungen gemacht haben, die sie in die Lage versetzen, einen Lernenden ein Stück des Weges zu begleiten. Wichtig ist aber auch da zu prüfen, ob ein Lehrer die Erfahrungen nicht nur angelesen oder in einem theoretischem Studium erworben hat. Solche Lehrer können beeindruckend sein und sind es auch oftmals, der Wert der Vermittlung ihres Kopf-Wissen ist jedoch wieder ähnlich dem der Lektüre eines Buches.

Der eigene Weg wird nirgends beschrieben. Und selbst wenn Du auf Deinem Weg zu einer Erkenntnis gelangst, die schon Tausende vor Dir gehabt haben sollten, ist sie erst in dem Moment, in dem Du sie selber erfahren hast, Deine eigene Erkenntnis. Und keinen Moment vorher.

Das oben genannte Buch von Daniel Odier ist wie gesagt nur ein Beispiel. Und was Odier angeht ist er einer der wenigen Autoren, dem es gelingt, die Kompromisslosigkeit des Tantra in Worte zu fassen und in der Sprache der heutigen Zeit konkrete Wege aufzuzeigen, Tantra im Alltag praktisch werden zu lassen. Und wenn Du Dich darauf einlässt, Deinen Körper Wissen durch Erfahrungen sammeln zu lassen, kannst Du in Büchern ergänzende Hinweise von Wert erhalten. In diesem Sinne viel Spass beim Lesen ... :-)

Buchtipps in Verbindung mit Tantra

(Text: Matthias Govinda)



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